Freitag, 12. Dezember 2014

Die Rückreise - oder wie kommt man mit dem Zug nach Hause?

Ein Chor unterhält die Fahrgäste in Bukarest
Immer wieder werden wir gefragt, wie wir denn zu den jeweiligen Startpunkten gelangt sind oder wie wir von den einzelnen Etappen wieder nach Hause gekommen sind. Deshalb hier unsere Erfahrungen, die wir in diesem Jahr auf der Rückreise vom Schwarzen Meer gemacht haben.

Da waren wir nun also am Ziel unserer Reise entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs am Schwarzen Meer angekommen und sahen uns mit der Frage konfrontiert, wie wir denn nun mit unseren Rädern wieder nach Hause kommen würden. Fliegen kam nicht in Frage, aber es gibt ja Züge.... Dachten wir.....



Doch die Auskunft am Bahnhof in Constanta war ernüchternd. Man könne uns nur ein Ticket bis nach Bukarest ausstellen - und nur für die Fahrt um 6 Uhr am Morgen. Da bekämen wir auch ein Billett für unsere Räder, für spätere Züge nicht. Wie es dann von dor aus weiter gehen kann, könne man uns nicht sagen. Es gäbe wohl keine Züge, in denen man Fahrräder mitnehmen dürfe. Aha. Mangels Alternativen kauften wir uns also Tickets bis nach Bukarest.

Zum Glück hat uns jemand im Zug darauf hingewiesen, dass wir Bukarest Nord erreicht haben. Von unserem Abteil aus war nirgends auf dem Bahnsteig ein Schild zu sehen, das uns gezeigt hätte, wo wir gerade sind. Nun hieß es also, Tickets für die Weiterfahrt zu bekommen. Am Fahrkartenschalter wurde uns bestätigt, was wir schon in Constanta hörten: es gibt keine Tickets für Fahrräder nach Wien (und auch nicht für eine andere Stadt in unsere Fahrtrichtung!). Die nette Fahrkartenverkäuferin riet uns, die Frage der Fahrradmitnahme direkt mit dem Schaffner zu klären. Hm, merkwürdig. Wir kauften also unsere Tickets von Bukarest nach Stuttgart - ohne Fahrräder. Und waren gespannt, was  uns erwarten würde.
Unterwegs, Blick auf den Orientexpress

Als der Zug bereit stand (es ist der EuroNight EN 346, der Bukarest um 13 Uhr verlässt und um 8:14 Uhr in Wien Westbahnhof ankommt) haben wir unsere Räder in den Wagen gehievt, in dem unsere reservierten Sitzplätze waren. Die Zugbegleiter standen auf dem Bahnsteig und ließen uns gewähren. In den Waggons mit 6er-Abteilen gibt es keine idealen Fahrradstellplätze, die Gänge sind sehr schmal. Wir mühten uns ab, die Räder so zu parken, dass sie möglichst wenig stören würden. Da kam ein Bediensteter der Bahn (er hatte ein Namensschild am Hemd) und meinte, wir sollen die Räder in das leere Abteil nebenan stellen. Das Ticket bekämen wir von ihm für 122 RON (ca. 28 EUR). Dies schien uns etwas teuer und außerdem hatten wir nur noch wenig Bargeld, auch nicht in Euro. Und das wollten wir auch nicht komplett ausgeben, deshalb musste er sich zunächst mit ca. 15 Euro begnügen. Weil der Zug bald abfahren würde, sollten wir beim nächsten längeren Halt aus einem Automaten Geld ziehen, er käme dann noch einmal vorbei.

Schäßburg (Sighișoara), eine Stadt in Siebenbürgen
Weil wir alleine im Abteil waren, konnten wir uns gemütlich einrichten. Der Schaffner kam und kontrollierte unsere Tickets. Alles okay. Und für die Fahrräder? Haben wir beim Kollegen bezahlt. Kollege? Kann nicht sein! Weil wir uns mangels rumänischer Sprachkenntnisse nicht richtig mit ihm unterhalten konnten, kam er nach kurzer Zeit mit einer jungen Rumänin wieder, die perfekt deutsch spricht. Sie übersetzte uns, dass wir wohl einem Betrüger aufgesessen seien. Wir mussten also noch einmal, dieses Mal an die "echten" Schaffner, für die Fahrräder bezahlen: pro Rad waren 45 RON (ca. 10 EUR) fällig. Wenigstens hatten wir dem Betrüger nicht die volle Summe bezahlt, die der von uns ergaunern wollte.

Wir wissen nicht, ob es eine Verbindung des Zugpersonals mit dem angeblichen Ticketverkäufer gibt, aber es könnte durchaus sein. Denn dass dies das erste Mal gewesen sein soll, dass bei Radtouristen auf diese Weise abkassiert wird, können wir uns nicht vorstellen. Aber was soll's, wir saßen im Zug und unsere Räder waren auch dabei. Leider mussten wir dann auch noch in Ungarn und in Österreich ebenfalls jeweils ca. 10 EUR (bei den Schaffnern) für die Räder bezahlen, so dass es
Tja, der Dienst ist schon anstrengend........
letztlich eine recht teure Fracht war! Wenigstens hatten wir die meiste Zeit das Abteil alleine für uns, so dass wir uns hinlegen konnten. Erst gegen Morgen in Ungarn füllte sich der Zug, wir mussten auch unsere Räder in den Gang "umsiedeln". Doch wir erreichten Wien pünktlich kurz nach 8 Uhr.

Jetzt brauchten wir nur noch eine Fahrradkarte für die restliche Heimfahrt über Salzburg nach Stuttgart. Dies war letztlich eine unspektakuläre Angelegenheit. Wir erreichten alle Anschlüsse und kamen am Spätnachmittag nach 36 Stunden Zugfahrt in Stuttgart an.

Über unsere anderen An- und Rückreisen werden wir in einem anderen Beitrag informieren.




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