Donnerstag, 27. Juni 2019

30 Jahre Grenzöffnung

Vor genau dreißig Jahren, am 27. Juni 1989, inszenierten die damaligen Außenminister Ungarns und Österreichs eine aufsehenerregende symbolische Grenzöffnung. Die SZ erinnert in ihrer heutigen Ausgabe mit einem Artikel daran:

Artikel der SZ vom 27. Juni 2019


Wir erinnern uns an diesen geschichtsträchtigen Ort, den wir auf unserer Route auf dem Iron Curtain Trail passierten. Hier ein Auszug aus unserem Buch "Iron Curtain Trail" zu diesem Tag:

Ein besonderer Moment ist für uns der Besuch des Platzes, auf dem fast auf den Tag genau vor 25 Jahren hier an der österreichisch-ungarischen Grenze das „Paneuropäische Picknick“ stattfand, eine Friedensdemonstration am 19. August 1989. Dabei sollte ein Grenztor an der alten Pressburger
Erinnerung an die Grenzöffnung am Platz des
Paneuropäischen Picknicks

Landstraße zwischen Sankt Margarethen im Burgenland und Sopronkőhida (Steinambrückl) in Ungarn symbolisch für drei Stunden geöffnet werden. Zwischen 600 und 700 DDR-Bürger nutzten diese kurze Öffnung des Eisernen Vorhangs zur Flucht in den Westen, nachdem sie zuvor durch Flugblätter der Veranstalter auf dieses Ereignis aufmerksam gemacht worden waren. Völlig unerwartet standen gegen 15 Uhr erneut DDR-Bürger vor dem noch bewachten Grenztor. Dabei wurde das Tor wieder aufgedrückt, und die meist jungen Leute stürmten auf die österreichische Seite, wo sich Journalisten und ein Kamerateam anlässlich des Paneuropäischen Picknicks eingefunden hatten. So verbreitete sich die Nachricht in kürzester Zeit. Bereits am 27. Juni 1989 hatten wenige Kilometer entfernt der damalige österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn symbolisch den der Grenze vorgelagerten Signalzaun durchtrennt, um den am 2. Mai 1989 begonnenen Abbau der Überwachungsanlagen durch Ungarn zu unterstreichen. An der Stelle, wo seinerzeit das Grenztor von den Flüchtlingen durchbrochen wurde, erinnert heute eine Skulptur ungarischer Künstler, welches eine sich öffnende Türe darstellt, an jenen denkwürdigen Tag. Es berührt sehr, auf solch historischem Boden zu stehen und zu wissen, dass von hier aus die Einigung Europas eingeleitet wurde. Und heute ist die Grenze zwischen Österreich und Ungarn oft nicht einmal mehr zu erahnen...

 
Reste der damaligen Grenzanlagen

Flugblatt von 1989
Zwischenzeitlich stimmt der letzte Satz dieses Auszugs leider nicht mehr, denn an Ungarns Grenze zu Serbien entstand ein neuer Zaun. Der soll nun nicht mehr die eigene Bevölkerung an der Ausreise hindern sondern als Abschottung Europas gegen Flüchtlinge fungieren. Diese Entwicklung macht uns traurig, denn wir erachten die seit 1989 gewonnene Freiheit für alle Europäer für ein sehr hohes Gut.   

Erinnerungstafel am Platz des Paneuropäischen Picknicks


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